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Wie entsteht Sozialneid?

22. April 2016

Neid ist zweifelsohne eine Charakterschwäche, deren Auswirkungen im Umfeld der Betroffenen eher unbemerkt bleiben. Umso heftiger entladen sich die Aggressionen auf vermeintliche als auch tatsächliche Benachteiligungen an anderer Stelle. Besonders auffällig wird es in sogenannten sozialen Netzwerken wie Facebook, wenn derlei Ursachen die ungebremste Wirkung darauf entfalten lassen.

Ein überaus geeignetes Bespiel liefert der Fall einer afghanischen Familie in Österreich. Bereits die Schlagzeile in der Krone- Zeitung befeuert die Debatte:

Afghanisches Paar kassiert 5682 € für Großfamilie

Nach der österreichischen Sozialgesetzgebung erhält die Familie tatsächlich für zwei Erwachsene und sieben minderjährige Kinder monatlich 2840,04 Euro. Hinzu kommen für zwei volljährige Kinder 837,76 Euro. Weitere 2004,80 Euro an Familienbeihilfe erhält die Familie für 2 von 9 Kindern wegen deren Behinderung.

Als sei das nicht schon genug Stoff für Empörung, hegt die Mutter offenkundig einen weiteren Kinderwunsch, was allerdings nur noch per künstlicher Befruchtung möglich sein wird. Für sämtliche Voruntersuchungen wie Ultraschalluntersuchung, Ambulanzbesuche, tägliche Blutabnahmen, Untersuchung der Samenqualität, gynäkologische Tests usw. übernimmt die Krankenkasse die Kosten.  Nur die Kosten für die In- vitro Fertilisation muss die Mutter aus Altersgründen selbst tragen.

Da kann einem braven Arbeitnehmer, der die Darlehn für sein kleines Eigenheim noch Jahrzehnte bedienen muss und sich deswegen keinen Luxus leisten kann, die sprichwörtliche Hutschnur hochgehen. Mehr als 2 Kinder fanden ohnehin in der Familienplanung keinen Platz, weil selbiger den Traum vom beschaulichen Eigenheim hätte finanziell platzen lassen.

Es treffen hierbei 2 gegensätzliche Lebensmodelle aufeinander, welche bei den meisten Betrachtern auf Unverständnis stoßen werden. Es gilt nicht ausschließlich in arabischen Ländern als Statussymbol für Anerkennung und Reichtum, viele Kinder zu haben. Doch der Verstand und die Vernunft sollten über derartige Auswüchse siegen und sei das Verlangen nach Kindern noch so groß. Die fehlende Verhütung spielt gelegentlich auch eine Rolle, aber in diesem Fall ganz sicher nicht. Anerkennung wird die Familie ohnehin in dieser Gesellschaft dafür nicht ernten und Reichtum, abgesehen von der beachtlich hohen Zahl des Nachwuchses, wird in Mitteleuropa  anders definiert.

Der gern beschriebene und oft kritisierte Integrationswille von Migranten erhält hiermit eine völlig neue Betrachtungsweise. Sofern man von einem Fehlverhalten ausgehen möchte, wird dieses ja geradezu von der Sozialgesetzgebung befördert. Denn auch eine einheimische Familie könnte diese Leistungen völlig legal in Anspruch nehmen. Es besteht also kein Grund, deswegen fremdenfeindliche Gelüste zu empfinden.

Eine moralische Verantwortung darf man jedoch von Empfängern staatlicher Unterstützung erwarten, denn es gehört im Kulturkreis, wo solche Sozialleistungen zum Standard einer Gesellschaft gehören, zum Selbstverständnis, dass man das unterstützende soziale Umfeld nicht übermäßig ausbeutet und dauerhaft das Ziel verfolgt, von der Nehmer- auf die Geberseite wechseln zu können. Wer unterhalb der Grenze zum statistisch definierten Reichtum sein Dasein fristet, fühlt sich zurecht diskriminiert, wenn Leistung und Arbeit letztendlich zum gleichen Ziel führen als hätte man sein Leben lang auf Staatskosten relativ erträglich dahin vegetiert. Und am Ende warte sowieso die Altersarmut…

Während in Afghanistan womöglich die Großfamilie als Lebensmodell zukunftssichernd sein mag, so ist das nicht in Ländern mit solidarischen Sozialsystemen übertragbar und führt schlimmstenfalls zu deren Kollaps. Aber 10 Kinder müssen auch irgendwie in Afghanistan versorgt werden, wo der Staat nicht üppig den Unterhalt bereitstellt. Böse Zungen unterstellen daher gar nicht so abwegig, dass solche Leute eher Wirtschafts- als Kriegsflüchtlinge repräsentieren.

Es handelt sich nach wie vor um einen zugegebenermaßen kuriosen Einzelfall, welcher allerdings verhängnisvolle Reaktionen auslösen kann. Nicht ohne Grund gibt es Überlegungen, die Anreize der Sozialsysteme zu beschränken. Die Kapazitäten der Sozialsysteme sind nicht unbegrenzt und die Solidargemeinschaft muss die Mittel mit immer höherem Aufwand erwirtschaften. Je mehr Migranten hinzukommen, wovon nur ein Bruchteil nach Jahren selbst als Steuerzahler das Sozialsystem mitfinanzieren wird, müssen Maßnahmen wie beispielsweise eine Geburtenkontrolle zumindest auf freiwilliger Basis die Überlastung ausbremsen. Gelingt das nicht, bleibt es nicht aus, dass die Sozialleistungen gekürzt werden müssen. Das Argument, dass die Arbeitgeber händeringend nach Arbeitskräften verlangen, ist hoffentlich als scheinheiliges Druckmittel für den Konkurrenzkampf auf dem Niedriglohnsektor entlarvt worden.

Das Sozialamt der Welt, wie in gewissen Kreisen Länder wie Deutschland und Österreich abfällig beschrieben werden, wirkt augenscheinlich wie ein Magnet auf Menschen, die im Elend und ohne jegliche Perspektive in allen Teilen dieser Welt leben, die seit Jahrhunderten von den Industrienationen ausgebeutet wurden. Unsere so vorbildlichen Sozialsysteme wurden nicht selten auf dem Rücken derer errichtet, die nun hoffnungsvoll auf den Luxus einer quasi anderen Welt blicken.

Das eigentliche Problem dieser Welt ist seit je her das immer größer werdende Gefälle zwischen arm und reich. Eine winzige Elite der Menschheit besitzt annährend alle Ressourcen, in welcher Form auch immer. Diese weigern sich beharrlich wie erfolgreich, etwas von ihrem Reichtum abzugeben und werden von der Gier angetrieben, noch mehr zu besitzen. Dabei würden all die reichen und mächtigen Leute nicht einmal arm werden, wenn sie den Rest der Welt aus dem Elend befreien würden. So viele Probleme würden sich dann sogar von selbst lösen. Es fehlt einzig der Wille oder ist es eher eine bizarre Form von Neid?

Analverkehr mit Fisch

12. August 2015

Die Überschrift dieses Artikels klingt so grotesk wie dessen Inhalt selbst, auch wenn jeglicher Zusammenhang zu fehlen scheint. In den (a)sozialen Netzen benötigt man bisweilen knackige kurze Text- Konstrukte, deren Suggestion darin bestehen muss, eine Erwartungshaltung auf den totalen Irrsinn zu erzeugen. Dass das Sexualverhalten von Fischen ziemlich unspektakulär und dabei kein körperlicher Kontakt notwendig ist, entlarvt an dieser Stelle die eigentliche Thematik. Möglich ist, dass aus Ermangelung frivol- skurriler Inhalte der Großteil der Leserschaft, die sich bis zu dieser Stelle durchringen konnte, den digitalen Rückzug in die eigene Wahrnehmungsfähigkeit antreten wird…

Thema dieses Artikels ist die inzwischen überstrapazierte Flüchtlingspolitik in Deutschland, welche die Nation in sogenannte „Gutmenschen“ und „Rassisten“ spaltet, ohne Rücksicht auf mannigfaltige Zwischennuancen zu nehmen. Einig sind sich die meisten Leute, die sich mit diesem brisanten Thema befassen, dass die Politik offenkundig versagt hat. Nicht wenige befürchten sowohl den humanitären als auch kapazitiven Kollaps. Letzterer wird immer häufiger von den Kommunen präsentiert, die weder finanziell noch behördlich in der Lage zu sein scheinen, den Ansturm von Asylbewerbern bewältigen zu können. Die humanitäre Katastrophe besteht inzwischen nicht mehr allein in der Tatsache, dass Menschen millionenfach wegen Krieg, Armut, Unterdrückung oder Ausbeutung ihre Heimat verlassen müssen. Im vermeintlich rettenden Hafen angekommen (was in vielen Fällen sogar wörtlich genommen werden darf), erwartet die Ankömmlinge vielerorts Ablehnung bis hin zu massiven Anfeindungen.

Was sind die Ursachen für eine solch brutale Abkehr von Menschlichkeit?

Es gibt viele Menschen in Deutschland, welche sich vom Staat im Stich gelassen fühlen. Armut, Arbeitslosigkeit und Perspektivlosigkeit lassen diese Menschen kaltherzig und zynisch gegenüber Fremden werden, die sich scheinbar an den verbliebenen geringen Ressourcen dieses Sozialstaates ausgiebig bedienen dürfen. Es entsteht der beinahe schon nachvollziehbare Eindruck, dass der eigene Staat Flüchtlinge zum Nachteil der eigenen Bürger übervorteilt. Man muss die Ursachen erörtern und bekämpfen anstatt sich über die Folgen zu echauffieren. Das primäre Problem ist und bleibt doch die unumstößliche Tatsache, dass die politisch Verantwortlichen seit Jahrzehnten die auseinanderklaffende Schere zwischen arm und reich weder aufhalten können noch dies überhaupt wollen. Das hat mit Flüchtlingen insofern nichts zu tun.

Insbesondere in der ehemaligen DDR wurden die Bürger vom damaligen SED- Regime doch eher wie Haustiere gehalten. Es war ein riesiger Zwinger, umzäunt und vermauert. Wer sich mit den politischen Spielregeln arrangieren konnte, wurde im sozialen Netz aufgefangen, wenn auch spartanisch. Wer sich an ein solches Leben gewöhnt hat, wird nur schwer in der neu erhaltenen Freiheit zurechtkommen, wo man wesentlich mehr zum eigenen Lebensstandard beitragen und Eigenverantwortung übernehmen muss. Zusätzlich nun auch noch Verantwortung für fremde Menschen zu übernehmen, überfordert die meisten. Das erklärt vielleicht bruchteilhaft, weshalb in den sogenannten „neuen“ Bundesländern die Ausländerfeindlichkeit höher ausgeprägt zu sein scheint.

In den „alten“ Bundesländern hingegen erfahren immer mehr Menschen einen sozialen Abstieg. Die verabschiedeten Sozialgesetze der mindestens letzten 15 Jahre befeuerten den Abstieg einer soliden Mittelschicht in Armut. Niemand verliert gern seinen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Status Quo, sondern ist bestrebt, kontinuierlich seinen Lebensstandard zu verbessern. Das gelingt der Masse immer weniger und die Zukunft zeichnet ein düsteres Bild. Aberwitzige Vergleiche, zum Teil völlig überzogen und aus dem Kausalzusammenhang gerissen, empören die Nutzer von (a)sozialen Netzwerken, wie fürstlich angeblich Flüchtlinge beschenkt werden, während die eigene Bevölkerung im Hartz- 4 System und später in Altersarmut verkümmert.

In diese prekäre Lage drängen nun zusätzlich Menschen aus fernen Ländern, deren Anspruch auf deutsche Sozialleistungen nach den hier hoheitlichen Regeln gar nicht besteht, in dieses reiche Deutschland, um es womöglich auszuplündern. Der längst aufgeteilte Kuchen wird immer wieder neu zerstückelt und die einzelnen Stückchen werden immer kleiner. Augenscheinlich beteiligen sich die politisch Verantwortlichen an diesem perfiden Spiel und scheinen das eigene Land den einfallenden Heuschrecken ohne Gegenwehr zu überlassen. So zumindest suggerieren es Rechtspopulisten und Rassisten, deren einzige Intention darin besteht, Schuldige zu suchen und die Meute gegeneinander sowie gegen andere aufzuhetzen. Mit solchen Propaganda- Strategien werden Unrechtsregime aufgebaut. Man darf die aktuelle Flüchtlingspolitik kritisieren und auch generell die etablierte Politik, die so oft und an vielen Fronten offenkundig versagt. Aber wer glaubt ernsthaft, dass jene Hetzer es wirklich besser machen würden? Es gab mal einen gebürtigen Österreicher, der auf diese Weise den Großteil des deutschen Volkes begeistern konnte und schließlich halb Europa in Schutt und Asche bombte…

Man darf bei der Gesamtthematik nie unterschlagen, dass die Industrienationen, einschließlich Deutschland, jahrzehntelang und immer noch viele Länder in Afrika und Asien, die hinlänglich abfällig als „3. Welt“ bezeichnet werden, ausbeuten, um den eigenen Wohlstand zu sichern und zu erhöhen. Dass der globale Kuchen ungerecht verteilt wird, steht außer Frage. Es war auch nur eine Frage der Zeit, dass die Ausgebeuteten ihren Anteil einfordern würden. Kriege, woran in vielen Fällen ebenfalls die Industrienationen eine Mitschuld tragen, erhöhen den Flüchtlingsstrom zusätzlich. Ist es nicht perfide, wenn der Räuber dem Ausgeraubten seine Beute nicht zurückgeben will und stattdessen diesen als Räuber bezichtigt?

Das Flüchtlingsproblem lässt sich primär nur in den Ursprungsländern lösen. Die Außenpolitik setzt nach wie vor wirtschaftliche Schwerpunkte und geht bewusst den humanitären Problemen aus dem Weg. Man liefert gerne Waffen in jene Krisengebiete oder welche, die unweigerlich dadurch zu solchen werden, zieht die Gewinne ab, und hofft insgeheim darauf, dass in den ausgebeuteten Ländern die Despoten und Revolutionäre sich gegenseitig die Birne wegpusten mögen. Wenn der Rauch schließlich vorerst verflogen ist, schüttelt man den Siegern in Erwartung neuer guter wirtschaftlicher Beziehungen die beiderseits blutverschmierten Hände. Das Vermögen auf der Welt ist eklatant ungleich verteilt. Das ist erwiesen.

Ist es nicht töricht, wenn sich die Armen untereinander um die Krümel streiten, während eine elitäre reiche Minderheit den großen Rest der Torte verspeist?

Eine Umverteilung ist überfällig und unbedingt notwendig. Ohne dass die Reichen wirklich arm werden würden, könnte man weitgehend allen Menschen ein erträgliches Leben ermöglichen. Futterneid oder Schlimmeres muss es nicht geben. Es sind nicht die Flüchtlinge, die den Deutschen jenen Krümel wegnehmen wollen. In Wirklichkeit redet die Machtelite den naiven Menschlein ein, dass ihnen nur dieser Krümel zur Verfügung stehen würde, den sie gegen die bösen fremdländischen Sozialschmarotzer verteidigen müssen.

Durchaus gibt es Asylbewerber, die rein aus wirtschaftlichen Interessen nach Deutschland gekommen sind. Ist das verwunderlich? Das Erscheinungsbild Deutschlands muss in armen Gegenden dieser Welt wie das märchenhafte Schlaraffenland erscheinen. Die Asylgesetzgebung ist kompliziert, wird ständig angepasst und erneuert. Entscheidungen gerecht und unter Berücksichtigung aller relevanten Umstände zu fällen, ist keine einfache Aufgabe. Illegale Einwanderer erhalten übrigens keine staatlichen Leistungen. Erst nach Beantragung von Asyl erhalten diese Menschen eine minimale staatliche Unterstützung bis über deren Verbleib entschieden ist. Inwiefern diese Regelung diskussionswürdig erscheint, wird von einer besseren Lösung abhängen, die in weiter Ferne zu sein scheint. Überwiegend wird den Anträgen übrigens nicht statt gegeben. Die Furcht vor sogenannten Wirtschaftsflüchtlingen ist unbegründet. Es gibt sicherlich einge schwarze Schafe, die durchs Raster schlüpfen, was aber auch vielen deutschen Mitbürgern als die bessere Alternative gegenüber einem geregelten Arbeitsleben erscheint. Unser Sozialstaat offenbart seine Schwächen, aber immerhin besitzen wir ein solches Privileg gegenüber den meisten anderen Ländern. Wer möchte bitte tauschen?

So grotesk es erscheinen mag, Analverkehr zwischen Fischen scheint realistischer zu sein, als dass Menschen begreifen können, dass diese Erde unser aller Heimat ist, wir eine Spezies der Evolution dieses Planeten sind und Herkunft oder Rasse eigentlich keine Rolle spielen sollten. Man wird nicht als schlechter oder guter Mensch geboren, sondern die Umstände und Einflüsse, denen wir uns hingeben, lassen uns zu dem Individuum werden, das wir schließlich sind.

 


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