Oettingers Hirnamputation?

Bemerkenswert fachfremd präsentiert sich der neue EU- „Digital“- Kommissar Günther Oettinger mit seiner quasi ersten Amtshandlung. Gerade erst sorgte Ministerpräsident Victor Orban in Ungarn für heftige Proteste mit einer Steuer auf Internetnutzung, die sich am Transfervolumen der Daten ausrichten sollte.

Quelle: Wikipedia

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Dem ungarischen Möchte- Gern- Diktator konnte eine kritische Masse an Demonstranten den Spass an der Etablierung einer Zwei- Klassen Gesellschaft aus dessen Zirbeldrüse prügeln. Offensichtlich scheint Herr Oettinger über eine überdeutliche Besessenheit für mediales Shitstorming zu besitzen, denn Kraft eigenen Denkvermögens würde kaum jemand derart rasant den Slapstick- Olymp besteigen wollen.

So wie Sie für viele Apps etwas zu bezahlen haben, wenn Sie sie herunterladen, hätte ich kein Problem zu sagen, wer sich geistiges Eigentum rein zieht, wer es herunter lädt, wer’s sieht, es hört, der kann einen Beitrag leisten, wie er auch im Kino oder im Theater…

Hätte „Dilettantismus“ eine Steigerungsform, könnte Günther Oettinger diese wohl nach seiner wirren These patentieren lassen. Nach der peinlichen Niederlage bei der Umsetzung des Leistungsschutzrechtes für Verlage durch die Bundesregierung gegenüber Google & Co. hätte man ausgerechnet von konservativen Politikern mehr Zurückhaltung erwarten dürfen. Man könnte den Eindruck gewinnen, dass gerade deswegen die Lobbyisten der Verlagsbranche einen neuen Gaul vor ihren Wagen spannen möchten…?

Die Monetarisierung geistigen Eigentums bedient sich bereits diverser Modelle. „Klicks“ auf YouTube- Videos generieren ebenso Einnahmen wie Crowd- Founding oder Pay- Walls. Geistiges Eigentum wird, sofern überhaupt gewollt, honoriert, erfordert aber eben im 21. Jahrhundert ein Mindestmaß an Innovation. Es ist beschämend, wenn ein EU- Kommissar für Digitalwirtschaft keine Ahnung von seinem Job besitzt. Über 500 Millionen EU- Bürger wären für diese Position in Brüssel besser qualifiziert. Sogar Datenträger wie USB- Sticks und DVD- Rohlinge beinhalten im Verkaufspreis bereits Abgaben an die jeweiligen Verwertungsgesellschaften. Wer kommerzielle Inhalte im Internet nutzt hat sein Kino- Ticket bereits bezahlt. Und wenn man die nicht kommerzielle Nutzung des Netzes beschneiden würde, würde ein überlebenswichtiges Organ dieses Systems amputiert werden.

Eine sofortige Amtsenthebung wäre die vernünftige Konsequenz auf einen solch blamablen Auftritt des höchsten Repräsentanten in der EU für Digitalwirtschaft.

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